Franziskaner,
auch Minoriten, Minderbrüder genannt,
der weitestverbreitete der Bettelorden, durch Franz von Assisi gegründet.
Die Stellung des Ordens gegen die Juden war nicht so feindlich wie die
der Dominikaner, doch gab es auch hier genug Fanatiker, wie Bernardino
da Siena, dann Bernardino da Feltre, der 1475 versuchte, in Italien
durch Blutbeschuldigungen Judenverfolgungen hervorzurufen. Der schlimmste
Judenfeind, der aus dem Franziskanerorden hervorging, war Johann Capistrano.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)
Capistrano, Johann, (1386-1456),
Franziskanermönch und Inquisitor, war von fanatischem Haß
gegen Ketzer und Juden erfüllt, sodaß er den Namen "Geißel
der Juden" erhielt. 1450 soll er in Rom ein Religionsgespräch
mit dem gelehrten Juden Gamaliel gehabt haben, doch ist die Überlieferung,
daß er ihn mit 40 Gefährten zum Christentum bekehrt habe,
falsch. Er wirkte überall, um den Juden das Leben zu erschweren.
Von seinem grenzenlosen Haß gegen die Juden zeugt sein Vorschlag,
alle Juden Roms auf einem Riesenschiff über See zu befördern.
1427 trat er als Inquisitor gegen die Juden in Sizilien auf. Vom Papste
mit außerordentlicher Vollmacht ausgestattet, begab er sich nach
Deutschland und Polen, um dort eine wütende Agitation gegen die
Juden zu entfalten. Bes. berüchtigt wurde er wegen der in Breslau
veranstalteten furchtbaren Judenverfolgung vom Jahre 1453. Auf die Anschuldigung
eines Bauern aus Langenwiese bei Oels, daß sich die Juden an den
Hostien vergriffen hätten, wurden sämtliche Juden Breslaus
am 2. Mai 1453 ins Gefängnis geworfen, ihr Besitz gepfändet,
und unter Folterqualen erpreßte man von den Unglücklichen
Geständnisse, aufgrund deren man sie dann zum Feuertode verurteilte.
So wurden damals in Schweidnitz 17 Juden verbrannt, in Breslau 41; der
Rabbiner erhängte sich. Der Rest wurde ausgetrieben, nachdem man
ihnen die Kinder unter 7 Jahren entrissen und getauft hatte, das beschlagnahmte
Vermögen ging auf König Ladislaus über, der den Breslauern
dazu die Vergünstigung gewährte, daß auf ewige Zeiten
kein Jude in ihrer Stadt wohnen dürfe. Es ist zweifellos, daß
C. die Seele dieser Verfolgungen gewesen ist. Er hat den 14jährigen
König bearbeitet, "daß er in betreff der Juden sein
eigenes Interesse den Wünschen der Bevölkerung nachsetzte
und mit einem gewaltsamen Schlage bisher zu Recht bestehende Gesetze
kraft königlicher Machtvollkommenheit umstieß." C. unterstützte
in Polen die judenfeindlichen Bestrebungen eines Dlugosz und Olesnicki,
und seinen Bemühungen gelang es, die zeitweise Aufhebung der Judenprivilegien
zu erwirken (1454). Als C. später zum Kreuzzuge gegen die Türken
predigte und 60 000 Mann zum Entsatz von Belgrad heranführte, hat
er jedoch neben den K0etzern auch die Juden in seinem Heere geduldet.
Wieweit C. bei den Judenverfolgungen in Mähren (Brünn, Olmütz,
Znaim) die Hand im Spiele hatte, steht nicht fest.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)
< zurück