zurück zur Startseite

Juden in Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz

 

Deggendorf oder Deckendorf, ein wegen der am 30. Sept. 1337 dort erfolgten grausamen J.-Verfolgung zu trauriger Berühmtheit gelangter Ort in Bayern. Die J. wurden dort, wie vielerorts, der Hostienschändung beschuldigt, und man nahm diese Anklagen zum Vorwand, um sich, wie es damals üblich war, der J. wegen ihrer Schuldforderungen zu entledigen. Das Volk wurde durch die geschickte Inszenierung von Wundervorspiegelungen, die sich an der durchstoßenen Hostie vollzogen haben sollten, gegen die J. fanatisiert. Ritter Hartmann von D. zog an der Spitze seiner Reisigen auf ein Zeichen der Kirchenglocke in D. ein und überfiel vereint mit den Bürgern und Räten die wehrlosen J. Sie wurden ermordet und verbrannt, und ihr Vermögen fiel dem Raubritter und seinen Helfern zu. Zu Ehren des Ereignisses wurde eine Wallfahrtskirche mit dem Namen zum "heiligen Grabe" erbaut, die bis auf den heutigen Tag von Gläubigen besucht wird. Auch werden darin Reliquien der Schauermär aufbewahrt und gezeigt. Es soll auch noch immer in vielen Orten Bayerns alljährlich ein altes Passionsspiel aufgeführt werden, das an die angeblichen J.-frevel und der J. grausames Ende erinnert. Das Unglück von D. wirkte damals in der furchtbarsten Weise nach. Verfolgungen, Marterungen und Tötung der J. breiteten sich über ganz Bayern, Böhmen, Mähren und Österreich aus. Der Schutz des Kaisers versagte. Herzog Heinrich von Bayern und der Pfalz bezeugte den Bürgern sogar seine Huld für diese Taten. Nur Regensburg und Wien schützten die J. Der Papst Benedikt XII. ließ zwar die Angelegenheit untersuchen, doch verlief schließlich alles im Sande. Im Jahre 1800 wurde in Regen ein Drama, das dieses Ereignis behandelt, "Der Religionseifer oder die Ausrottung der J. in D. 1337" aufgeführt (…).

(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

< zurück

 

HOME    IMPRESSUM     LINKS     ZUM SEITENANFANG
Counter