Fürth, Stadt
in Bayern mit etwa 73 700 Einwohnern (1925), darunter ca. 2900 Juden.
In Fürth wurden die beiden ersten Juden erst 1528 zugelassen. Die
Streitigkeiten um die Hoheitsrechte zwischen den Brandenburgischen Fürsten
in Ansbach und der Dompropstei einerseits, mit der Stadt Nürnberg
andererseits lähmten anfangs auch die Entwicklung der jüdischen
Gemeinde in Fürth. Sie gedieh erst seit dem Anfang des 17. Jhdts.,
bes. seitdem auch die Dompropstei jüdische Untertanen aufnahm.
1601 wurde in Fürth der erste Privatgottesdienst abgehalten, 1617
die im 30jähr. Krieg zweimal verwüstete Synagoge, um die Mitte
des 17. Jhdts. ein Krankenhaus errichtet. Durch Flüchtlinge aus
Wien (1670) erhielt die Gemeinde wesentlichen Zuwachs. Ihre Lage war
günstig, besonders nach dem Reglement von 1719; in diesem wurde
u.a. den Juden der Handel innerhalb und außerhalb des Marktes
und fremden Juden die Niederlassung - ein gewisses Kapital und die Zustimmung
der Gemeinde vorausgesetzt - gestattet. Die Gemeinde wurde durch einen
eigenen Rat von 21 Mitgliedern verwaltet. Die Rechtsprechung unterstand
dem Oberrabbiner; eine Berufung war nur an das jüdische, nicht
aber an ein christliches Gericht zulässig. Den Juden war das aktive
und passive Wahlrecht zum Bürgermeisteramt eingeräumt, sie
durften auch zwei Deputierte in die christliche Gemeindeversammlung
entsenden. Von 1691-1868 bestand in Fürth eine bedeutende hebräische
Druckerei. 1703 erfolgte in Fürth - veranlasst durch den Apostaten
Philipp Ernst Christfels - eine Beschlagnahme hebräischer Bücher,
an die sich ein langwieriger Prozeß knüpfte. Die Fürther
Jeschiwa übte lange Zeit auf viele Juden eine große Anziehungskraft
aus. Von den Rabbinen sind bes. im 17. Jhdt. Sabbataj Scheftel Horowitz
und Aron Samuel Kaidanower, im 18. Jhdt. Josef Steinhart, ein Anhänger
von Eybeschütz, und Hirsch Janow, zu nennen. Das innere Leben war
durch das Reglement von 1728 geordnet, das u.a. bes. scharfe Bestimmungen
gegen den Luxus und die Verschwendungssucht enthielt, woraus auf einen
gewissen Wohlstand der Fürther Juden geschlossen werden kann. Anfang
des 18. Jhdts. zählte die Gemeinde 350-400 steuerzahlende Familien,
darunter 100 Hauseigentümer. Um 1800 hatte Fürth etwa 2400
Juden. Einige Fürther Juden hatten als bayerische Hofbankiers großen
Einfluß. In der Zeit der Emanzipationskämpfe spielte die
Gemeinde Fürth eine führende Rolle. Die israelitische Waisenanstalt
wurde 1763 als erstes Waisenhaus in Deutschland gegründet. Zu dem
Stadt- und Distriktsrabbinat Fürth gehören u.a. Erlangen und
Zirndorf.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)
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